John – ein Wiederholungstäter auf der Flucht

Einsatzbericht: John – ein Wiederholungstäter auf der Flucht

Einsatzzeit: 26.06.2021 – 18.06.2021

Notfallberatung: Kristina Spinler

Einsatzteam Lebendfalle: Kristina Spinler, Jens Spinler

Als der Fall von John bei uns am 26. Juni einging, war direkt klar, dass es nicht einfach wird, denn John wurde bereits ca. 2 Monate zuvor mit der Lebendfalle gesichert. (nachzulesen hier: www.facebook.com/groups/hundesicherungbremenundumzu/permalink/142006 0168349000/). In diesem Fall sollten wir leider Recht behalten.

Kristina übernahm den Fall und führte zunächst viele Gespräche, um sich ein Bild über die Situation zu machen. DANKE Nadine, für die vielen Gespräche über sein vorheriges Verhalten und Dein großes Interesse an John.

John hatte zu diesem Zeitpunkt schon so einiges hinter sich. Nach der 1. Sicherung wurde er zunächst in einer Hundepension untergebracht und schließlich auf einer privaten Pflegestelle. Ein Rankommen an ihn war in der ganzen Zeit laut Aussage der Pflegestelle nicht möglich. Und dann kam es zum Unglück bei der Fütterung: John biss seine Pflegerin und nutzte den Moment, um aus seinem Zwinger auszubrechen. Zunächst blieb er noch 2 Tage in der Nähe, nahm sogar eine Futterstelle an, verfiel dann aber in sein Schema, das er auch schon bei seiner ersten Flucht gezeigt hatte. Er lief, und lief und lief, lag tagsüber auf einer Koppel oder einem Feld und lief wieder weiter. Viele unzählige Kilometer… Er hat vermutlich schon in Rumänien gelernt, dass auf der Straße die Autos halten und ihn füttern, darum tauchte er auch hier immer wieder in Straßennähe auf.

Silke, eine erfahrene, ehrenamtliche Helferin in dem Gebiet, bot sofort ihre Hilfe an und kümmerte sich um Futterstellen, Kameras und nahm sogar telefonisch die Sichtungen entgegen. DANKE Silke für Deinen Dauereinsatz, zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Am 2. Juli wagten Kristina & Silke einen Versuch ihn mit der Lebendfalle zu sichern. Er lag mal wieder auf einem Feld. Wir stellten die Falle unter den wachsamen Augen von John auf, der uns dabei interessiert beobachtete. Bestückt mit allerlei Leckereien gingen wir zu den Autos zurück, als John schon zur Falle lief. Er umkreiste diese einmal misstrauisch, erkannte, was wir ihm dort vor die Nase stellten und verließ fluchtartig das Feld. Die Blicke die er uns jetzt zuwarf waren eindeutig – in eine klassische Lebendfalle bekommen wir diesen Hund nicht.

John lief weiter durch die Gegend, täglich gab es Sichtungen von ihm. Immer wieder konnten auch wir ihn füttern, aber länger an einem Ort bleiben, tat er nicht. Dann suchte sich John einen Ort aus, der uns das Leben etwas schwerer machen sollte, weil nun auch wir mal in den „Genuss“ von Personen kommen sollten, die alles besser wussten, sämtliche Maßnahmen boykottierten, uns beschimpften und sogar bedrohten. Versuche zu erklären, wie wir arbeiten und warum, fanden kein Gehör, wollten schlichtweg einfach nicht verstanden werden und so konnten wir nur hoffen, dass John weiterziehen würde. Er tat uns zum Glück den Gefallen, aber die Gruppe ließ es sich nicht nehmen, uns immer wieder zur stören. Diese ganze Energie, die wir dafür aufbringen mussten, hat uns Zeit geraubt, die wir viel lieber in John investiert hätten.

Dann landete John in einem Ort in der Nähe von Brunsbüttel und traf die Person, die er scheinbar die ganze Zeit gesucht hatte. Einer Anwohnerin gelang es ihn anzufüttern und baute auf die Entfernung tatsächlich eine Bindung zu ihm auf. Sie fütterte ihn JEDE STUNDE mit einer Kleinigkeit, er kam zu ihr, wenn sie pfiff, lag bei ihr auf der Auffahrt, als gehörte er zu ihr. Aber natürlich alles mit dem nötigen Sicherheitsabstand, immer den Rücken freihaltend für eine mögliche Flucht. Die direkten Anwohner stellten Pylonen und Schilder auf, dass John ignoriert werden sollte. Busfahrer kannten ihn inzwischen auch schon und fuhren auf den paar Metern, an denen John von der Auffahrt in sein Feld wechselte, langsamer. John blieb.
Leider kam es auch hier wieder zu Störungen und eine amtlich angeordnete Distanznarkose konnte durch ein paar klärende Gespräche zunächst wieder aufgehoben werden. Der Beamte machte sich am gleichen Tag sogar selbst ein Bild vor Ort. Die Polizei war zum Glück von Anfang an mit uns in einem Boot und rückte nur aus, wenn Gefahr in Verzug bestand, ansonsten gaben diese unsere Anweisungen eins zu eins weiter. Darum auch an dieser Stelle noch mal ein großer Dank an die hilfsbereiten Polizeibeamten. Hierzu sei noch mal erwähnt, dass wir uns schon vorher mit dem Gedanken beschäftigt haben, dass es bei John zu einer Distanznarkose kommen könnte. Das ist aber nichts, was man mal eben nebenbei macht. Es bedarf an Vorbereitungen und Organisation, vielen Helfern und Streckenposten, sowie speziell dafür ausgebildeten Suchhunden vor Ort, die den Hund im Zweifelsfall suchen können.

Am Samstag gelang es, John bis in die Garage der Familie zu locken. Am gleichen Abend beluden Jens und Kristina den Anhänger, den wir uns wieder einmal von Jens‘ Bruder leihen durften (DANKE Daniel) mit allem Equipment, um für John eine Gehegefalle zu stellen. Am nächsten Morgen machten sich Beide auf den Weg und begannen mit dem Aufbau auf der Auffahrt. Mittendrin stand dann plötzlich John bei uns und beobachtete das Geschehen. Er nahm ein paar Leckerchen und blieb, auf seine nächste Mahlzeit wartend. Wir entschieden uns, die Gehegefalle sofort scharf zu stellen und in Erwartung seiner nächsten Mahlzeit lief er einfach hinein, obwohl die Futterschüssel zu der Zeit noch nicht mal aufgefüllt wurde. Wir standen nur wenige Meter entfernt und mussten ihm noch 2x erklären, dass es für ihn keinen Weg aus der Falle geben würde und so legte er sich schließlich vor die Haustür und beobachtete uns. Leider wurde schnell klar, dass an John kein Herankommen möglich sei und so konnten wir zum Glück auf die Hilfe von der Tierärztin Frau Dr. Gerlach von den Gezeiten Tierärzten zurückkommen, die John im Gehege in Narkose legte. DANKE, dass Sie es so spontan ermöglichen konnten! Nach einer Untersuchung konnten wir John in eine Transportbox verladen und uns auf dem Weg nach Lübeck ins Tierheim machen.

DANKE Lisa, Deiner Familie und allen Anwohnern, die sich vor Ort für John eingesetzt haben und uns bei der Sicherung geholfen haben! Ohne Dich, Lisa, würde er jetzt immer noch rastlos durch die Gegend laufen. DANKE an die Helfer vor Ort, die uns geholfen haben die Falle so fix wieder abzubauen!

Hey John, leider ist ein Leben auf der Straße so wie Du es gerne hättest, bei uns nicht möglich. Du hattest in den 3 Wochen hoffentlich die Zeit Deines Lebens, hast die Freiheit genossen, im Gras gelegen und Dir die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Wenn Du Hunger hattest, wusstest Du genau, wie Du an Futter kommst, ohne dabei Gefahr zu laufen, Deinen Sicherheitsabstand zu gefährden. Wir wissen nicht, was Du schon alles erleben musstest, aber Deine Augen erzählen Geschichten, vor denen die meisten Menschen ihre Ohren verschließen. Zum Glück bist Du jetzt bei Menschen gelandet, die Ihre Augen und Ohren nicht verschließen, sondern Dir ganz genau zuhören und versuchen Dir zu helfen, damit Du besser in das von uns Menschen gemachte Schema passt. Mach‘ das Beste draus, John! Viele von uns haben Dich tief in ihr Herz geschlossen.
DANKE Elena, dass ihr John einen Platz bei Euch gegeben habt, obwohl ihr eigentlich voll bis unters Dach seid.

!!!Wenn ihr John und dem engagierten Team vom Tierheim Lübeck etwas Gutes tun wollt, dann BITTE lasst ihnen eine Spende zukommen, damit diese wertvolle Arbeit weiterhin bestehen kann und Hunde wie John eine Chance bekommen. Eine Chance, wo mit ihnen gearbeitet wird und sie auf ein „normales“ Leben vorbereitet werden. Jeder noch so kleine Beitrag hilft! ehrenamt.tierschutz-luebeck.de/geldspende.html !!!!

DANKE an Elke, für Deine virtuelle Unterstützung, die vielen Gespräche und das zur Verfügung stellen von Equipment.

DANKE an alle Leute, die uns geholfen haben, Sichtungen gemeldet haben, Futterstellen eingerichtet haben und an uns und unsere Arbeit geglaubt haben.

DANKE Jens, unserem Fallenwart und Fallenbauer, der, wie seine Frau Kristina, für die Sicherung der Tiere alles stehen und liegen lässt und mal eben einen ganzen Sonntag quer durch Schleswig-Holstein fährt.

(Bericht & Veröffentlichung: Kristina Spinler und Dorothea Mischler)

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