Fudge’s Flucht nach Dänemark

Fudge’s Flucht nach Dänemark Einsatzzeit: 2.7.-27.8.23 Notfallberatung: Heidi Schlüter Fallenteam DK: Savnede Hunde I Danmark (Helle, Gitte, Elke) Fallenteam Gehegefalle: Kristina Spinler, Tina Langwadt, Birgit Knoblauch, Gundula Petersen Fudge kam mit ca. 10 Monaten aus einer Tötungsstation nach Deutschland und entlief direkt bei der Übergabe vom Transport. Durch die Versuche ihn wieder einzufangen, kam er ins Laufen und verschwand zunächst im angrenzenden Wald. Unser Beraterin Heidi übernahm die Beratung, die wirklich langwierig & kräftezehrend werden sollte. Die üblichen Maßnahmen, die in so einem Fall ergriffen werden müssen, kamen ins Laufen. Ein ganz besonderer Dank gilt hier den unermüdlichen, freiwilligen Helfern wie Mette und Julia, aber auch noch einigen weiteren, die uns bis zu Letzt immer wieder unterstützt haben. Es folgten immer wieder neue Sichtungen von Fudge, aber leider war er einfach nicht zu stoppen, entkam dabei auch immer wieder nur knapp einigen Autounfällen. Sein Radius vergrößerte sich und Mitte Juli tauchten die ersten Meldungen aus Flensburg auf – leider begannen diese zumeist mit „ich habe versucht ihn einzufangen, aber…“ – nicht gut, denn das trieb den ängstlichen Fudge immer weiter und weiter. Dann wurde es ruhig um Fudge und unsere Sorge um ihn wuchs. Am 1. August nahm Kristina Kontakt zu Elke von „Savnede Hunde i Danmark“ und bat um Unterstützung, weil es nicht ausgeschlossen war, dass Fudge die Grenze nach Dänemark überquert hat, was auch die ausbleibenden Sichtungen erklären würde. Elke, Helle und Gitte sagten zu, wir tauschten die vorhandenen Informationen aus und unsere dänischen Kolleginnen nahmen direkt die Arbeit auf. Die ganze Öffentlichkeitsarbeit & Kommunikation vor Ort in Dänemark überließen wir ab hier komplett Elke und dem Team, alles andere hätte auch keinen Sinn gemacht. Wir blieben aber in nahezu täglichem Austausch und unterstützten, wo wir nur konnten. Am 5. August erhielten wir zum ersten Mal die Meldung, dass Fudge bereits am 24.7. auf einer Kamera in Padborg, Dänemark gesehen wurde. Der Hund war dort gänzlich unbekannt und nach einem Abgleich der Fotos, waren wir uns zu 99% sicher, dass es sich um Fudge handeln musste. Weitere zurückliegende Sichtungen aus dem Gebiet inkl. Videoaufnahmen bestätigten unseren Verdacht. Es war Fudge. Er hatte es wirklich über die Grenze geschafft. Durch die unglaubliche Feldarbeit von unseren dänischen Kolleginnen von Ort erhielten wir weitere Sichtungen, alle bezeugten seinen Aufenthalt bereits schon seit Ende Juli. Am 15.August erhielten wir die erste 100%ige Sichtung, als er sich morgens um 5 Uhr in einem Caport aufhielt und der Bewohner sowie er sich gleichermaßen voreinander erschraken. Er war also immer noch im gleichen Gebiet. An strategischen Punkten wurden nun Futterstellen mit Wildtierkameras eingerichtet, passend zu seinem uns inzwischen bekannten Laufschemas. An dieser Stelle muss einmal erwähnt werden, wie toll die Bewohner von Padborg waren. Fudge wurde komplett in Ruhe gelassen, es gab keine Einfangversuche. Völlig unkompliziert wurden die Genehmigungen für Futterstellen, meist auf privaten Gelände erteilt. Nicht einmal fraß ein fremder Hund das Futter, nicht einmal mussten wir uns Sorgen um Störungen machen. Das war schon toll und erlebt man in der Form nicht oft! Am 19. August wurden wir zum ersten Mal mit einem Bild von Fudge bei einer der Futterstellen belohnt, die von nun an zu seiner täglichen Anlaufstelle wurde. Einen Tag später stellte Helle bereits die Lebendfalle auf, alle Daumen waren gedrückt. Fudge kam, zeigte uns jedoch deutlich, dass wir dieses „Spiel“ ohne ihn würden spielen müssten. Diese Einstellung änderte sich auch nicht in der 2. Nacht, ein neuer Plan musste her! Glücklicherweise konnte Alika (ein ebenfalls entlaufener Hund) in dieser Nacht gesichert werden, sodass unsere neue Gehegefalle wieder frei war. Hier kamen wir also wieder ins Spiel – auf nach Dänemark! Am Donnerstag den 24. August machte sich Kristina zusammen mit Tina und Birgit auf nach Dänemark um die Gehegefalle aufzustellen. Birgit hatte zuvor bereits die beim Tierheim Flensburg hinterlegten Unterlagen von Fudge abgeholt, damit einem Transport zurück nach Deutschland nichts im Wege stehen würde. Da er mit der Lebendfalle so große Probleme hatte, entschieden wir uns dazu, ein Element neben der Tür noch offen zu lassen. In der Nacht ging Fudge nach anfänglicher Skepsis mehrfach in die große Falle, leerte den Napf und futterte die Wurststückchen auf dem Boden. So planten wir direkt für den Folgetag unseren Einsatz vor Ort, denn inzwischen wurde Fudge leider zunehmend frecher und selbstbewusster in Dänemark und das unter anderem entlang eines Wander- und Radweges. Stundenlang kläffte er nachts mitten im Wohngebiet, verfolgte penetrant Leute mit Hunden, ließ sich weder verscheuchen noch sichern. Das bekamen wir in dieser Nacht dann auch am eigenen Leib mit, als Fudge uns und unsere Fahrzeuge um kurz nach 23 Uhr fand. Tina ließ gerade noch mal kurz ihre Hunde raus, als er plötzlich vor ihr stand und Kontakt zu ihren Hunden aufnehmen wollte. Er war dabei wirklich vehement und ließ sich auch nicht durch die Zurechtweisungen ihrer Hündin beeindrucken. Er spielt mit Timon, himmelte Josie an und prollte mit Ares herum. Er wirkte so glücklich über die Gesellschaft und man hatte fast den Eindruck, als wolle er unsere Hunde abwerben, damit er nicht mehr alleine unterwegs sein muss. Es war schon sehr herzzerreißend. Eine Sicherung per Hand konnten wir schnell ausschließen. Bereits ein Blick in seine Richtung ließ ihn zurückspringen. So versuchten wir ihn zusammen mit unseren Hunden zur Gehegefalle zu lotsen. Er folgte uns auch brav, als gehörte er dazu, aber kurz davor drehte er ab und lief zurück zu unseren Autos und sich weiterhin lautstark zu beschweren. Wir vermuten, dass ihn dort etwas abschreckte, weil er tagsüber bereits von Heckenarbeiten aufgeschreckt wurde. Er folgte Tina & Ares auf ein großes eingezäuntes Gelände, wo wir kurzerhand das Tor hinter ihm schlossen. Von da an änderte sich sein Verhalten und wir bekamen einen Vorgeschmack darauf, wie er sich in der Falle verhalten würde. Für eine Sicherung war das Gelände viel zu groß und als Frank vom Tierheim Flensburg (Danke für Deinen spontanen Einsatz mitten in der Nacht) freundlicherweise dazu kam, hatte Fudge bereits einen Weg vom Gelände herunter gefunden. An dieser Stelle brachen wir den Einsatz um 2:30 Uhr ab. Um kurz nach 3 war er bei der Falle, die inzwischen – bis auf die Tür – komplett geschlossen war, um 5:15 Uhr war er dann auch in der Falle und futterte. Immerhin, er geht rein! Da wir uns seines Verhaltens unsicher waren und die Sicherung aus der Gehegefalle einfach etwas Anderes bedeutet, als einen Hund notfalls mit der Lebendfalle auf dem Hänger irgendwo hin zu fahren, brauchten wir eine Plan. So kontaktierte Kristina Elena von Andershunde (www.andershund.eu), eigentlich zunächst nur, um ein paar Tipps zu bekommen. In der Vergangenheit konnten wir uns gegenseitig schon das ein oder andere Mal helfen. Elena bot uns an, dass sie dazu kommen würde, wenn wir keine andere Lösung finden würden und da die Zeit drängte, nahmen wir das Angebot gerne an. Elena, 1000 Dank für Deinen spontanen Einsatz bei uns!! Man merkt einfach, dass Du Dein Herz am richtigen Fleck hast. So machte Kristina um 20:15 Uhr die Lebendfalle bereit und traf sich mit Gundula auf einem weiter entfernten Parkplatz. Nach und nach trudelten auch Tina und schließlich Elena zusammen mit Kumpel Sven ein. Lange, aufregende Stunden standen uns bevor. An Schlaf war bei den meisten von uns nun eh nicht mehr zu denken. Um 23 Uhr ließ er sich zum ersten Mal an der Falle blicken, ab 24 Uhr hörten wir ihn fast durchgehend immer wieder bellen. Da wir uns Sorgen machten, fuhren Kristina und Elena los um vorsichtig zu schauen, ob es ihm gut geht oder er wohlmöglich irgendwo eingesperrt war. Es klang wirklich kläglich. Tatsächlich sahen wir ihn auch, er überquerte gerade eine kleine Straße im Wohngebiet, um dann weiter die Anwohner mit seinem Gebell „zu nerven“. Er hielt sich zu der Zeit nur unweit der Falle auf. Wir fuhren also wieder zurück zum Parkplatz, immerhin erwärmte die Fahrt das Auto etwas. Um 3 Uhr beschlossen Elena und Kristina, dass sich jetzt jeder noch mal schnell erleichtert, Kristina den Anhänger anhängt und dass er dann gefälligst kommt. Dann ging es tatsächlich Schlag auf Schlag. Reolink 1 (vor der Falle) meldete sich, aber bis die Verbindung aufgebaut war, war er schon in der Falle, also noch mal schnell Reo 2 gecheckt. Okay er ist drin. Schnell die Falle wieder scharf gestellt (wir mussten diese unscharf lassen, da wir in dieser Nacht ständig Besuch von Igeln und Katzen hatten und es so herum einfacher war), da ging die Tür auch schon zu. Schnell noch bei Abfahrt die anderen wach gehupt, Elena das Handy rüber geschmissen, die Kristina über jeden seiner Schritte auf dem Laufenden hielt. Binnen kürzester Zeit waren wir an der Falle. Fudge war wider Erwarten sehr ruhig und legte sich gleich zu Elena ans Gitter, ließ sich von ihr anfassen und von außen sichern. Nachdem die anderen eintrafen lief die Umsiedlung in eine Box wirklich problemlos ab, der kleine Kerl war einfach nur total eingefroren, dazu fix und fertig. Zum Glück war er total nett, vielleicht lag es aber auch einfach nur an der Ausstrahlung von Elena. 😉 Wir sind Elena (und natürlich Sven) sehr dankbar, dass sie mit vor Ort waren. Eine Lösung zu finden, mitten in der Nacht, in einem anderen Land, wäre nicht so einfach geworden und wenn das komische Gefühl da ist, dann muss man vorbereitet sein, auch wenn wir sonst schon mehrfach ganz andere Hunde aus unseren Fallen gesichert haben. Mit einer 30qm großen Gehegefalle sieht die Sicherung einfach mal ganz anders aus. Zumal nicht nur Heidi zuvor den ganzen Tag erfolglos telefoniert hat, um für den Notfall einen Tierarzt vor Ort zu bekommen. Zum Glück war dieser ja nicht nötig. Wir verabschiedeten Elena und Sven und begannen zu Dritt mit dem Abbau der Gehegefalle, weil wir nicht extra dafür noch einmal nach Dänemark fahren wollten. Zum Glück kam Jens noch dazu und half uns beim Verladen. Tina und Kristina brachten Fudge im Anschluss zum Tierheim Flensburg, wo er zunächst einmal unterkommt und versorgt wird. Um kurz vor 7 machten dann auch Tina und Kristina sich auf dem Heimweg. An dieser Stelle noch mal einen besonderen Dank an das Tierheim Flensburg, die ebenfalls in beiden Nächten für uns erreichbar waren und am Sonntag in der Früh persönlich zum Tierheim kamen, um den Hund zu übernehmen. Danke für die tolle Unterstützung! Wir wünschen Fudge sehr, dass er nach dieser aufregenden Zeit ein schönes Zuhause findet, wo er endlich ankommen und ein glückliches, sicheres Hundeleben führen darf. Interessenten dürfen sich gerne beim Tierheim melden. Danke an Savnede Hunde I Danmark – Elke, Helle und Gitte – für die tolle Zusammenarbeit und Unterstützung vor Ort. Es ist wirklich toll, wenn man so kompetente Leute an seiner Seite wissen kann, den man voller Vertrauen die Zügel überlassen kann. Ich denke, wir konnten gegenseitig noch so einiges voneinander lernen und wenn mal wieder einer unsere Schützlinge die Grenze nach Dänemark überschreitet, seid ihr unsere erste Anlaufstelle! (Bericht & Veröffentlichung: Kristina Spinler)



Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Martina Möbus

    Von Herzen Dankeschön für euren unermüdlichen Einsatz und dass ihr Fudge nicht aufgegeben habt! Super schöne Geschichte!

Schreibe einen Kommentar