Eine lange, aufregende Reise mit Happy End
Berater: Nicole Fey
Einsatzteam: Nicole Fey, Kristina Spinler und Gundula Petersen
Cuddles, frisch aus Rumänien angekommen, konnte am 05.11.2019 von seiner Pflegestelle entlaufen. Er demolierte in Sekunden seine Hausbox und verschwand durch ein offenes Fenster.
Am 06.11.2019 wurden wir schon ins Boot geholt und Nicole übernahm die Erstberatung.
Taggleich gab es dann Sichtungen, in Elmshorn, Seester und Klein Nordende. In Klein Nordende versuchte die Polizei, zusammen mit der Pflegestelle, Cuddles zu sichern. Doch Cuddles hatte andere Pläne und entzog sich der Sicherung.
Die nächsten Tage pendelte er dann zwischen Kurzenmoor, Seester und Klein Nordende.
Wir richteten bei Seester eine Futterstelle mit Kamera ein, doch Cuddles machte es sich in Klein Nordende gemütlich. Dort fanden wir dann recht zügig eine nette Dame, die uns erlaubte, Futterstelle, Kamera und Schleppen zu ziehen, mit Option auf Lebendfalle. Als es jedoch so weit sein sollte, wurde das Angebot, seitens der Familie wieder abgelehnt. Wir ersuchten nach Hilfe auf einem anderen Grund und Boden, auch dieser wurde uns zugesichert und verzögerte sich dann auch, aufgrund der Zuständigkeiten. Während wir nun immer noch um Erlaubnis rangen, machte Cuddles sich auf seine lange Reise, in der er uns immer einen Schritt voraus sein sollte.
Bei Hasloh, mit Laufrichtung Quickborn, gab es dann zunächst, die letzte, zeitnahe Sichtung. Dort war er auch an der Raststätte und wurde von einem Herrn, mit dem Auto, abgeschirmt um auf sicheres Gelände zu kommen.
Nach 7 Tagen, einer gefühlten Ewigkeit für uns, tauchte er dann in Bad Bramstedt auf. Von dort aus ging es weiter nach Wiemersdorf. Spätestens jetzt war klar, Cuddles ist ein Läufer, der uns so immer einen Schritt voraus sein würde. Sichtungen erreichten uns zu spät. Erstens brachte keiner so schnell den gesichteten Hund, aufgrund der Entfernung, mit dem entlaufenen Cuddles in Einklang und zweitens konnte nicht ganz Schleswig-Holstein beflyert werden, die Kapazitäten waren nicht da.
Da er zu dieser Zeit jedoch immer noch, an der A7 entlang Richtung Norden lief, war nun der Plan, weit oben angefangen, ihm entgegen zu flyern. So wurde es gemacht, doch Cuddles machte uns erneut einen Strich durch die Rechnung. Erneute 7 Tage später, ohne sichere Sichtungen, tauchte er in Brunsbüttel auf. Bei dem Laufpotential konnte unsere Chance nur sein, ihn durch mehrere Futterstellen, an einem Ort zu halten um dann die Lebendfalle einzusetzen. So wurden Sichter gleich befragt, ob sie bereit seien, bei sich eine Futterstelle einzurichten.
In Brunsbüttel waren die Menschen gerne bereit, dies für Cuddles zu tun. Carmen setzte das Vorhaben sofort in die Tat um und siehe da, er kam zum Fressen. Ein Foto des nächsten Morgens zeigte uns, dass er immer noch in Brunsbüttel war und auch bei den anderen Futterstellen nochmal vorbeigeschaut hatte. So stellten wir abends die Falle bei Carmen auf, wo er so gerne war. Die Falle war an diesem Abend noch nicht scharf gestellt, um erstmal zu schauen, wen locken wir dort alles an, ist es doch in der Regel so, nimmt er sie an, bleibt er…..dachten wir auch bei Cuddles. Da war er auch, holte sich ganz entspannt sein Futter aus der Falle und marschierte unbehelligt wieder los.
Am nächsten Abend sollte es dann endlich so weit sein. Doch Cuddles kam nicht mehr. Keine Sichtungen mehr. Eine weitere Nacht wurde dann die Falle noch von den „Brunsbüttlern“ bewacht, doch keine Spur mehr von dem Burschen. Dann bekamen wir die nächste Sichtung, wo er sich schon am Kraftwerk Richtung Büttel bewegte. Cuddles wanderte also weiter. Ok, nicht aufgeben, alles wieder von Vorn.
Am 29.11.2019 war er dann schon Richtung Wilster unterwegs, um dann über Nutteln, Mehlbek nach Gibbohm zu laufen. Nahe Gribbohm dann der nächste Hoffnungsschimmer. Eine Familie hat dort einen Offenstall, die Dame rief morgens um 6 Uhr ihre Pferde, als sie “Schritte” hinter sich vernahm. Verständlicherweise, erschrak sie und dreht sich, mit Taschenlampe in der Hand, um. Dort stand dann plötzlich unser Vermisster vor ihr. Er erschrak nicht ganz so sehr, wie die Dame, machte sich dann jedoch wieder vom Acker. Es stellte sich heraus, dass er die Nacht im Heucontainer geschlafen haben muss. Die Liegekuhle war eindeutig. Auch hier waren die Menschen sofort bereit eine Futterstelle einzurichten und diesmal waren wir auch gleich mit Kamera und Falle vor Ort. Doch was soll ich sagen, Cuddles war längst weg.
Die längsten Tage ohne sichere Sichtungen, ließen uns schier verzweifeln, wie viele Schutzengel hatte er noch? Dann kamen Sichtungen aus Lübeck. Fast undenkbar, doch sie manifestierten sich und es war tatsächlich Cuddles, der sich nun schon tagelang dort aufhielt. Die Sichtungen waren regelmäßig und immer in „seinem“ Gebiet. Futterstellen wurden eingerichtet, auch hier waren die Leute wieder mit ganzem Herzen bei der Sache. Jenny, ehrenamtliche Mitarbeiterin vom TH Lübeck, sprang mit ins Boot. Futterstellen wurden koordiniert und übernommen, Kamera aufgehangen und die Falle aufgestellt. Cuddles schaute sich den Fallenaufbau an. In dieser Nacht passierte jedoch gar nichts, auch kein Bild von Cuddles. War er schon wieder weitergezogen? Eine Dame meldete sich, dass sie Cuddles immer in einem Wäldchen sieht und ihn dort auch mit Futter versorgt. Dort war er auch noch Fressen, nachdem wir auf ihn gewartet haben. Jenny übernahm die Futterstelle, bestückte sie und Cuddles schaute ihr neugierig zu. Er verfolgte sie sogar durch das Gebüsch eine Weile, auf ihrem Weg zum Tierheim. War das Tierheim doch auch immer wieder in seinem Rundgang. Jenny ignorierte ihn und ging ihres Weges. Also, Falle umgesetzt, ab ins Auto und warten. Alle starrten gebannt auf ihre Handys um endlich das ersehnte Foto von Cuddles zu bekommen.
Die Freude war riesig, als er dann auch kam. Wir aktualisierten die Handys im Sekundentakt….Cuddles links von der Falle, Cuddles rechts von der Falle, Cuddles hinter der Falle, Cuddles vor der Falle, Cuddles weg…es war frustrierend.
Ok, Ruhe bewahren und weiter warten. Ca. eine halbe Stunde später das gleiche Spiel von vorne, doch plötzlich, saß er in der Falle, Falle zu, Beine in die Hand und los. Hatten wir doch noch im Hinterkopf, wie er in Sekundenschnelle seinen Hauskennel zerlegt hat. Die Menschen, die vor Ort die Futterstellen betreut haben, ließen uns mit der Falle in ihre Garage, damit wir Cuddles vernünftig sichern konnten, denn er war nicht sofort begeistert vom Ende seines Ausfluges.
Aus der Garage doppelt gesichert ins Auto und Plumps, hinlegen und erstmal schlafen.
Cuddles durfte dann noch in derselben Nacht sofort in seine Pflegestelle nach Bremen fahren, um ihm weitere Zwischenstopps zu ersparen. Er hat sich dort super gemacht und auch mit der Katze einen kleinen Freund gefunden.
Inzwischen ist er in seinem endgültigen Zuhause und freut sich seines Lebens.
Bericht von Nicole Fey