Wie Tamio seinen Urlaub um 3 Wochen verlängerte

Einsatzbericht: Wie Tamio seinen Urlaub um 3 Wochen verlängerte

Einsatzzeit: 27.07.2020 – 14.08.2020

Notfallberatung: Kristina Spinler

Einsatzteam Suchhunde: Marco Knaup mit Suchhunden Akuru und Max, Suchgruppenhelfer Steffi Knaup

Einsatzteam Lebendfalle: Kristina Spinler, Tina Langwadt, Helfer Jens Spinler

Was genau Tamio dazu veranlasste, in der Nacht zum 26.7.20 plötzlich zu flüchten, nachdem seine Besitzerin die Tür des Wohnmobils nur einen Spalt öffnete, um die Örtlichkeiten aufzusuchen, darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass Frauchen zuvor mit dem Packen begonnen hatte, nachdem der 3-wöchige Campingurlaub beendet war und es am nächsten Tag nach Hause gehen sollte. In der ganzen Urlaubszeit lag Tamio stets ohne Leine entspannt auf dem Platz, ohne diesen freiwillig zu verlassen. Selbst vorbeilaufende Hasen waren für ihn kein Thema. Doch in dieser Nacht gab es für Tamio kein Halten mehr und schnell hatte er die ersten Kilometer hinter sich gelassen. Damit sollte eine fast 3-wöchige Odyssee beginnen, die allen Beteiligten viele Nerven kostete.

Nachdem Tamio’s Besitzer noch 2 Tage Urlaubsverlängerung bei ihren Arbeitgebern rausschlagen konnten, mussten diese schließlich schweren Herzens die 350 km lange Heimreise antreten. Wir versprachen natürlich, alles Nötige und Mögliche für Tamio zu unternehmen. Es fanden sich schnell ein paar Freiwillige, die für uns das Flyern und Einrichten von Futterstellen übernahmen. An dieser Stelle noch mal ein herzlicher Dank an Euch Helfer, Ihr habt einen tollen Job gemacht.

Immer wieder wurde Tamio gesehen, dann aber auch tagelang nicht mehr. Eine vage Sichtung überprüfte unser Hundeführer Marco Knaup mit seinen Suchhunden. Diese zeigten deutlich, dass Tamio sich sogar noch in der Nähe aufhalten müsste. Am folgenden Tag erhielt unsere zuständige Beraterin Kristina, über deren Telefonnummer auch die Sichtungen eingingen, um zeitnah reagieren zu können, einen Anruf, dass Tamio sich bereits seit ein paar Tagen dort in der Gegend aufhalten sollte. Es wurden Futterstellen eingerichtet und Wildtierkameras aufgehängt, aber Tamio zeigte sich nicht.

Tagelang blieb es ruhig. Inzwischen waren auch seine Besitzer nochmals für ein paar Tage vor Ort, doch leider mussten sie wieder ohne ihren Tamio nach Hause fahren.

Kurz darauf gab es erneut Sichtungen im vorherigen Gebiet. Wieder wurden Futterstellen eingerichtet, aber auch diese blieben von Tamio unberührt.

Nach ein paar Tagen ohne Meldungen erhielt Kristina am Freitag, den 14.08.2020 von einem Mitarbeiter aus dem Tierheim ein Foto mit der Frage, ob der dort abgebildete Hund durch uns gesucht würde. Es war tatsächlich Tamio! Er war vom letzten Gebiet irgendwie über die A7 gekommen und hatte sich in einem Dorf in eine läufige Hündin verliebt. Sie veranlasste ihn dazu, mehrmals täglich den Garten des im Ort ansässigen Falkners aufzusuchen.
Sofort nahm Kristina Kontakt auf und noch am gleichen Abend wurde die Lebendfalle dort im Garten aufgestellt. Die läufige Hündin half uns beim Einrichten der Falle und verteilte auch ihren Geruch darin. Ihr Besitzer lief anschließend noch ein bisschen mit der Hündin durch die Gegend und legte frische Spuren zu sich nach Hause.

Sobald alles stand, entfernte sich unser Fallen-Team und richtete sich auf einem nahegelegenen Parkplatz auf eine lange Nacht des Wartens auf Tamio ein. Es wurde eine Pizza bestellt, die um 22:30 Uhr geliefert wurde. Auch Jens, der Mann von Kristina, der die Lebendfalle nach und vor jedem Einsatz säubert und pflegt, kam noch zur Unterstützung dazu. Bereits kurze Zeit danach zeigte sich Tamio zum ersten Mal um 22:59 Uhr an der Falle und schaute sich unsere Wurstwasserspuren ganz genau an. Knapp 12 Minuten später kam das nächste Bild von ihm in der Falle und nur eine Minute später, war die Tür auch schon geschlossen. Tamio war endlich gesichert!

In einer Garage konnte Tamio von Kristina aus der Falle geholt und in ihr Auto gesetzt werden.
Da die Besitzer aufgrund der weiten Entfernung nicht gleich vor Ort sein konnten, entschieden wir, dass Tamio zunächst mit zu Kristina kommt, wo er sich von seinem Schrecken und den Strapazen der vergangenen Wochen erholen konnte. Die weit über 100 gelaufenen Kilometer waren ihm deutlich anzumerken. Er war schlank geworden, hatte einige Zecken und ziemlichen Muskelkater, davon abgesehen ging es ihm aber augenscheinlich gut. Nach dieser aufregenden Nacht, durfte er am nächsten Morgen mehrere kurze Runden durch Kristinas Garten drehen. Natürlich doppelt gesichert und von Kristina und ihren Hunden begleitet. Den restlichen Tag verschlief der kleine Ausreißer im Körbchen.

Am Sonntag wurde er dann von seinen Besitzern bei Kristina abgeholt. Inzwischen hat sich Tamio schon wieder zuhause eingelebt und wird dort liebevoll betüddelt.

(Bericht: Kristina Spinler)

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