Einsatzbericht: Maya ein Einsatz mit traurigem Ende
Einsatzzeit: 12.08.2020 13.08.2020
Notfallberatung: Kristina Spinler
Einsatzteam: Marco Knaup mit den Suchhunden Akuru und Max, Kristina Spinler mit Suchhund Haggis, Suchgruppenhelferin Tina Langwadt, Suchgruppenhelferin Nikole Nehlßen
Als der Hilferuf der entlaufenen knapp 2,5-jährigen Maya bei unserer Notfallberaterin Kristina einging, gab uns die eigentliche Entlaufsituation zunächst Rätsel auf. Die Familie befand sich zu dieser Zeit im Urlaub, 600 km von zuhause entfernt. Maya ging es den 2. Tag in Folge nicht so gut. Nachts musste sie immer wieder spucken und hatte auch Durchfall, tagsüber war aber alles immer wieder in Ordnung. Es wurde vermutet, dass sie beim Baden zu viel Salzwasser getrunken hatte. In der Nacht vom 11.08.2020 auf den 12.08.20 beschloss Frauchen es Maya einfacher zu machen und schlief mit ihr auf der eingezäunten Terrasse. Um 4:00 Uhr morgens waren die beiden zuletzt spazieren, um 5:00 Uhr sah sie Maya zum letzten Mal. Als sie um 8:00 Uhr wach wurde, fehlt von Maya jede Spur. Da sie in manchen Situationen ängstlich reagiert, aber ihrem Frauchen normalerweise keinen Meter von der Seite weicht, vermuteten wir zunächst, dass sie sich vor irgendetwas erschrocken haben könnte und besprachen die ersten Maßnahmen. Zeitgleich besprach Kristina die Situation mit unserer Staffeltierärztin Steffi. Wir beschlossen, gleich am nächsten Tag mit unseren Suchhunden dort suchen zu gehen, sollte Maya nicht zeitnah auftauchen. Aufgrund der heißen Temperaturen war ein Einsatz erst in den frühen Abendstunden möglich.
Nachdem wir uns vor Ort einen Überblick verschafft hatten, startete Marco mit Suchhündin Akuru am letzten Sichtungsort. Akuru schaute sich alle Stellen, wo Maya sich tags zuvor übergeben hatte genau an und löste sich für sie untypisch nur langsam von der Terrasse. Sie fand einen Weg aus dem Garten, durch einen weiteren Garten, über einen Knick und landete auf einer Wiese. Sie schlug einen Bogen, setzte sich vor ihren Hundeführer und ließ sich auch nicht zum Weiterarbeiten überreden. Wieder zurück am Entlaufort besprachen wir das weitere Vorgehen, schon jetzt beschlich uns alle ein doofes Gefühl. Wir entschieden uns dazu, dass Marco mit Suchhund Max weitermachen sollte, der kleinste Hund von den anwesenden Einsatzhunden, der am ehesten in die Tiefen des Knicks vordringen könnte. Auch Max tat sich anfangs schwer, lief aber den gleichen Weg wie Akuru. Er ging noch ein Stückchen weiter und beendete auch seine Suche mit deutlichem Meideverhalten. Wieder zurück merkten nun auch die Besitzer, dass etwas komisch war, da wir zuvor erklärten, dass eine Suche auch mal länger dauern könnte. Wir besprachen uns kurz und entschieden uns dazu, dass Kristina mit Suchhund Haggis weitermachen sollte. Haggis ist ein Suchhund, der bisher immer eine ziemlich deutliche Anzeigeform hatte, wenn der gesuchte Hund tot war.
Haggis schaute sich vorm Start die Terrasse genau an, startete dann etwas flotter aus dem Garten, schlug zunächst einen anderen Bogen und zeigte deutliches Endpoolverhalten. Er wollte gerne direkt über eine Pferdekoppel. Dies war aufgrund der Pferde und des Stromzaunes aber nicht möglich, weshalb Kristina ihm einen anderen Weg anbot. Er lief zunächst vom zuvor angezeigten Ende etwas weg und lief zu einem Gebüsch, an dem Suchhund Max zuvor geendet hatte. Er drehte allerdings wieder raus und schlug noch einen weiteren großen Bogen. Er fand ein paar Hasen, die er in der Suche aufscheuchte und folgte kurz deren Spuren. Sofort wurde uns klar, dass er nur kurz mal durchatmen muss und erneut Anlauf nehmen würde.
Haggis jagt sonst nie, weder in der Suche, noch privat. So lief er dann auch wieder zielstrebig in das Gebüsch und führt uns zu einem kleinen Teich. Da es recht unwegsam war und Haggis Verhalten sehr eindeutig war, nahmen wir ihn aus der Suche raus und beschlossen das Gebüsch um den Teich mit Manpower abzusuchen. Haggis war mit seiner Arbeit sichtlich zufrieden und so ging Kristina mit ihm zurück zum Auto, um ihn für seine Arbeit zu bestätigen.
Zusammen mit den Besitzern fanden wir Maya ein paar Minuten später genau dort, wo Haggis die Suche beendet hatte. Er stand in seiner Suche direkt 1m daneben, für uns Menschen war sie allerdings nicht gleich zu sehen. Leider konnten wir die kleine Maya nur noch tot finden.
Vermutlich war sie schon vorher krank oder hatte etwas Falsches gefressen. Wir wissen es nicht und wollten auch keine Mutmaßungen treffen. Leider gehen manche Hunde zum Sterben weg, um es ihren Lieben damit leichter zu machen. Wir blieben noch eine ganze Weile bei der Familie, spendeten Trost, waren zusammen traurig, organisierten, waren einfach da.
Rückblickend sind wir trotz der traurigen Situation sehr stolz auf die Arbeit unserer Hunde. Ein Todfund ist auch für unsere Hunde eine harte Aufgabe und darum hat Kristina zu ihrer Suche mit Haggis noch etwas Persönliches ergänzt:
In letzter Zeit kam ich öfter in den Genuss an Seminaren bei Alexandra Grunow teilzunehmen, so auch Ende Juli/Anfang August, wo ich mit meiner Hündin Mila am Seminar Feel the power in you teilgenommen habe. Hier habe ich nicht nur für Mila und mich viel mitgenommen, sondern auch für meine 3 anderen Hunde. Am Morgen vorm Einsatz und auf dem Weg dorthin, stellte ich mir immer wieder vor, wie es wäre einen toten Hund zu finden. Eine Furcht vor diesem Erlebnis hat mich schon oft in Einsätzen begleitet und blockiert. Ich stellte mir vor, dass wir finden würden, die Situation natürlich traurig wäre, aber da mein Hund einen super tollen Job gemacht hätte, er auch ein angemessenes Lob verdienen würde. Weiter nahm ich mir vor aus der Situation heraus zu gehen und meinem Helfer alles Weitere zu überlassen und mich ganz meinem Hund zu widmen. Mit diesem Gefühl habe ich meinen Hund angesetzt, er startete hoch motiviert und zeigte schon am Start deutliches Endpoolverhalten. Da Haggis und ich schon seit über 9 Jahren zusammenarbeiten, weiß ich, dass er sich im Endpool gerne mal etwas schwertut. Am Start war eigentlich schon klar, wo der Hund ungefähr liegt, aber da das Gelände teilweise schwer zugängig war, hofften wir, er würde es etwas klarer eingrenzen. In der Suche ging Haggis immer wieder zum Ende, um dann wieder rauszudrehen, Luft zu holen und neu Anlauf zu nehmen. Man sah ihm deutlich an, dass er einen Plan hatte, aber einfach etwas Zeit dafür brauchte. Als wir schon einmal fast am Ende waren (das weiß ich jetzt, wo das Ende bekannt ist) drehte er noch einmal raus und lief an den äußersten Rand der Koppel. Es war klar, dass dort nichts war, trotzdem ließ ich ihn machen. Er stöberte die zuvor erwähnten Hasen auf, verfolgte noch kurz deren Spur und nahm dann noch einmal Anlauf mit neuer Motivation und endete schließlich 1m vor dem Hund. Ich bat die Nicole und Tina schon mal zu suchen und nahm Haggis aus der Suche. Er war sehr glücklich und zufrieden mit sich und so brachte ich ihn zurück zum Auto und belohnte ihn dort für seine Arbeit. Sicherlich löst jeder Hund diese Situation anders, aber Marco und ich haben als Hundeführer in diesem Einsatz so viel gelernt und mitgenommen. Wenn die richtige Einstellung des Hundeführers nicht stimmt, wie soll der Hund da entspannt arbeiten? Es steht und fällt damit, zu erkennen, was der Hund mir gerade erzählt, ihn dabei zu unterstützen und zu stärken und gemeinsam mit ihm das Problem zu lösen. Für unsere Hunde ist ein toter Hund nicht leicht und darum bin ich so stolz, dass mein Haggis mir vertraut hat, dass wir das gemeinsam schaffen Wir waren füreinander da und er hat mich mitgenommen.
(Bericht: Kristina Spinler)
Liebe Kristina, danke für den Bericht. Er hat uns nochmal verdeutlicht, welch tolle Arbeit ihr alle vollbracht habt auf der Suche nach unserer Maya. Ohne Akuru, Max und Haggis, sowie Marco, Tina, Nikole und Dich wäre Mayas Schicksal ungewiss geblieben.
Ihr seid großartig und habt Euch auch nach ihrem Fund toll um uns und unsere Kinder gekümmert. Wir haben ganz wundervolle Menschen und Hunde kennenlernen dürfen und dafür danken wir Euch. Wir werden Euch nie vergessen.