Dizel – ein Weihnachtskrimi

Einsatzbericht: Dizel – ein Weihnachtskrimi

Einsatzzeit: 26.10.2020 – 25.12.2020

Notfallberatung: Marita Mertin, Kristina Spinler

Einsatzteam Suchhunde: Ariane Kümpers mit Suchhund Aragorn, Raglin Behrend mit Suchhund Maya, Suchgruppenhelfer Marita Mertin

Einsatzteam Lebendfalle: Kristina Spinler, Nicole Fey, Marco Knaup, Stefanie Knaup, Conny Rühr

Wie schreibt man einen Bericht über einen Hund, der 2 Monate und 1 Tag unterwegs war und uns die letzten 6 Wochen davon täglich auf Trab gehalten hat. Uns nicht nur Nerven und graue Haar gekostet hat, sondern auch unsere ganze Kreativität und eine Menge toller Helfer dafür in Anspruch genommen hat?

Wir möchten heute mal damit starten, den Personen zu danken, die maßgeblich an der Sicherung von Dizel teilgehabt haben:

DANKE Denise, dass du in Hamburg immer sofort zur Stelle bist, wenn es um die Einrichtung von Futterstellen geht und dabei keine Kosten und Mühen scheust. Irgendwann bekommen wir dich auch noch ganz offiziell in unser Team 🙂 Ohne deine Beziehungen vor Ort, wäre Dizel niemals aufgeflogen.

DANKE Simone (Mona) und Anke. Ihr habt nicht nur Dizel entlarvt, durch die zufällig aufgehängte Wildtierkamera an eurer Katzen-Futterstelle, sondern wart über die ganze Zeit eine unglaubliche Hilfe für uns vor Ort. Ihr habt uns euer Vertrauen geschenkt und jeden Blödsinn mitgemacht, auch wenn das bei euch sicher oftmals Fragezeichen hinterlassen hat. Auch ihr habt keine Kosten und Mühen gescheut und wir hoffen, dass die Katzen damit klarkommen, dass es ab sofort kein tägliches 5 Sterne Buffet mehr gibt. Wir werden die tägliche Bilderflut, die Videos und den Austausch mit euch vermissen und sind dankbar, dass wir so engagierte Leute wie euch vor Ort hatten. Ohne euch und euren Einsatz wäre Dizel noch lange nicht zuhause.

DANKE an Katja Culbertson und Elke Suppinger, die Nici einige wertvolle Tipps gegeben haben, woraufhin Nici vor Ort noch mal tief in die Trickkiste gegriffen hat. Zwar konnten wir damit unseren Dizel nicht „knacken“, diese Tipps werden uns aber in Zukunft sicher noch das ein-
oder andere Mal sehr hilfreich sein.

DANKE Alexandra Grunow, für den schlussendlich richtigen Tipp „baut doch Eure Falle einfach selbst“. Danke, dass du uns immer mit Rat und Tat sowie deiner Erfahrung zur Seite stehst, wenn wir mit unserem Latein am Ende sind. Du hast das Herz einfach am richtigen Fleck!

DANKE Daniel Spinler, dass du uns das Equipment für den Bau unserer XXL-Falle einfach so und kostenfrei zur Verfügung gestellt hast. Ohne wäre es ganz schön kompliziert für uns geworden.

DANKE Nici, dass du dich bei Dizel so dermaßen mit reingehängt hast und den Fall, wie schon so oft, zu unserem gemeinsamen Fall gemacht hast – zu zweit ist es so viel einfacher und besondere Fälle benötigen nun mal besondere Maßnahmen und besondere Menschen. Danke Nici, mit dir macht die Zusammenarbeit einfach Spaß!

DANKE Jens, dass du wieder einmal so viele Stunden (besonders nachts) mit uns bei der Falle Wache geschoben hast und schlussendlich unsere XXL-Falle geplant, organisiert und am Ende im richtigen Moment zugezogen hast.

DANKE natürlich auch an alle aus unserem Team, die ebenfalls mitgefiebert, Wache geschoben oder beim Auf-/Abbau geholfen haben. Wir sind schon eine tolle Truppe!

Hier nun zum Einsatzbericht von Dizel:

Dizel kommt ursprünglich aus der Türkei und hat in seinem kurzen Leben schon einiges erleben müssen. Als die Besitzer ihn damals mit gebrochenem Bein in der Türkei fanden, dauerte es noch einige Zeit und ein paar Zwischenstationen, bis er endlich zuhause in Hamburg ankam. Nach 3 Wochen musste er aus persönlichen Gründen woanders untergebracht werden, wo er sich am 24.10.2020 aus dem Halsband ziehen konnte und entlief. Weit weg von zuhause und dazwischen die Elbe auf der anderen Seite von Hamburg, ließ sich Dizel zunächst noch wenige Male blicken, verschwand dann aber spurlos.
Marita übernahm zunächst die Beratung und organisierte einen Einsatz von Suchhunden, um die unsicheren Sichtungen zu überprüfen und in dem Gebiet mit Futterstellen zu arbeiten. Die Ortskenntnisse von Denise, die uns sofort ihre Hilfe anbot, half unserem Glück etwas auf die Sprünge, weil sie von einer Katzenfutterstelle wusste und dadurch mehrere ehrenamtliche Helfer, auch von anderen Futterstellen, von Dizel hörten.
Die Suchhunde bestätigten zuvor zwar, dass Dizel sich dort aufgehalten hatte, leider hatten wir in dem Gebiet aber keinen Erfolg mehr.

Am 14.11.2020 tauchte Dizel plötzlich auf einer Wildtierkamera in einer ganz anderen Ecke von Hamburg auf. Die Kamera hing dort nur zufällig, weil Mona und Anke, die dort die Katzen füttern, eine verletzte Katze vermuteten. Sie staunten nicht schlecht, als sie am nächsten Tag Dizel auf ihrer Kamera entdeckten, der dort die Katzenhäuser plünderte. Anke erinnerte sich zum Glück sofort an den Suchflyer durch die andere Katzen-Futterstelle und so meldeten sich diese bei den Besitzern. Gleich am nächsten Tag installierte Marita dort eine unserer Kameras und schon in der Nacht kamen die ersten Bilder von Dizel.

Ab hier übernahm Kristina die Beratung und fuhr sogleich am nächsten Tag hoffnungsvoll nach Hamburg, um dort die Falle aufzustellen. Wer so viel Hunger hat, der muss doch einfach so in die Falle laufen. Aber weit gefehlt. Dizel sollte unsere bisher größte Herausforderung werden, was die Sicherung mit der Falle angeht. An diesem Abend und allen weiteren, ging er nicht in die Falle.

Wir probierten von nun an alles aus, was uns in den Sinn kam. Wir tarnten die Fallen, enttarnten diese wieder, tarnten neu – dieses Mal anders. Stellten verschiedene Sachen, vor, in oder neben die Falle. Eine Strandbar ist am Ende nichts gegen unsere Falle gewesen, es fehlte nur noch die musikalische Hintergrundmusik.

Wir probierten es zwischenzeitig auch mit den Besitzern, die Spuren legten und sich in der Nähe aufhielten, aber auch das brachte leider keinen Erfolg.

Wir ließen ihn hungern, wir ließen ihn sich so richtig satt fressen, arbeiteten das Futter in winzig kleinen Schritten in die Falle, aber auch hier machte sich der Bursche so lang, dass stets 2 Pfoten draußen blieben. Wir probierten alles an Futter aus, was wir uns vorstellen konnten. Von rohem Fleisch über Grillhähnchen und Döner war alles dabei. Wir erfuhren zwar fast alles über seine Vorlieben, aber wenn er, wie jeden Abend, frech in die Kamera guckte und uns wieder einmal belächelte, wussten wir, dass uns auch das noch nicht zum Ziel führen würde.

Eine neue Idee musste her und so telefonierte Kristina am 10. Dezember mit Alex. Sie brachte uns auf die Idee, dass sie in einem ähnlichen Fall schon einmal eine Falle aus Bauzäunen selbst gebaut haben. Sofort machten wir uns an die Umsetzung und überlegten, wie wir eine selbstgebaute Falle dort realisieren konnten. Nici und Elke fanden einige hilfreiche Videos im Internet, während Kristina und Jens sich um die Bauzäune und das weitere Equipment kümmerten.

Am 20.12.2020 setzten wir mit unserem Bau-Team bestehend aus Nici, Steffi, Kristina, Jens und Marco den Plan in die Tat um und bauten in 2,5 Stunden unsere XXL-Falle auf. Wir schleppten, buddelten, kämpften mit Dornen und Bäumen, aber schlussendlich waren wir mit unserem Ergebnis sehr zufrieden. Inzwischen bewachten 3 Kameras sämtliche wichtige Orte um die Falle herum, die uns rechtzeitig anzeigten, wenn Dizel sich der XXL-Falle näherte. Wir blieben noch ein paar Stunden vor Ort, aber Dizel begutachtete das Ganze in dieser Nacht erwartungsgemäß zunächst nur aus sicherer Entfernung. Am nächsten Tag aber stellte die große Tür für ihn kein Problem mehr dar und er marschierte einfach hindurch zur Futterstelle. Die Erleichterung war riesig und so planten wir den nächsten Einsatz vor Ort am 25.12.2020. Bis dahin kam er täglich weiterhin zur gewohnten Zeit und fraß.

Jens und Kristina waren zuerst vor Ort und kontrollierten noch einmal alles, füllten das Futter auf und stellten die XXL-Falle scharf. Nici und Conny kamen dazu und wir stellten uns auf eine hoffentlich kurze Nacht ein. Da wir die XXL-Falle manuell auslösen mussten, mussten wir entsprechend dicht dran stehen und so trotz Minusgraden auf Heizung usw. verzichten, um ja keine Geräusche zu machen.

In dieser Nacht kam Dizel nicht wie sonst immer um 19 Uhr zum fressen, der Krimi beginnt:

22 Uhr: so langsam werden wir unruhig und spielen 1000 Szenarien durch, warum er noch nicht da ist

22:10 Uhr: wir werden mit dem ersten Bild belohnt. Er kommt. Wie immer geht er nicht sofort zur Falle, sondern checkt die Lage. Hin und her, immer nur auf der ersten Kamera zu sehen, die auf dem Trampelpfad zur Falle hängt. Komm schon Bursche, geh rein.

22:25 Uhr: er ist vor dem Eingang unsere XXL-Falle und wir können ihn sogar vom Auto aus laufen sehen. Jens steht schon seit 10 Minuten hinterm Auto, das Seil in der Hand, über Headset mit Kristina verbunden, die ihm sagt, was sie sieht.

22:27 Uhr: er überlegt es sich noch einmal kurz anders, geht wieder ein Stück weg. Es würde uns nicht wundern, wenn er unsere Herzen draußen schlagen hören würde, aber zum Glück nimmt er nur noch mal kurz Anlauf, befindet sich nun innerhalb der Zäune und geht zum Futter. Mit der Nase an der Fensterscheibe entscheiden wir uns für die finalen Worte an Jens: „er ist drin, zieh“. Jens zieht, wenige Sekunden später hören wir die Tür zuknallen, das Seil reißt bei der Aktion zwar, aber egal, die Tür ist zu und Dizel tatsächlich in unserer selbstgebauten Falle. Nici und Kristina springen aus dem Auto, um Dizel zu verdeutlichen, dass sein Hochspringen an der Tür zu nichts führt. Zu viert sind wir einfach nur da und warten darauf, dass er sich beruhigt. Als er mit dem Springen nicht mehr weiterkommt, versucht er immer wieder den Kopf irgendwo hindurch zu stecken, womit er uns schlussendlich die Sicherung aus der Falle sehr erleichtert. So können wir ihm durch den Zaun zwei Leinen anlegen, wonach er sich zu uns an den Zaun auf den Boden legt, sich sogar streicheln lässt.

22:45 Uhr der Spuk ist vorbei – Dizel ist gesichert. Die Freude und Erleichterung bei allen Beteiligten ist groß. Mit Sicherheitsgeschirr und in einer Box gesichert, bringen Nici und Kristina ihn zu seinen erleichterten Besitzern nach Hause. Conny und Jens haben in dieser Zeit schon fast alles alleine abgebaut. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis Dizel wieder so richtig zuhause angekommen ist, aber mit der Liebe, mit der er zuhause empfangen wurde, wird das sicher ganz schnell gehen.

(Bericht und Veröffentlichung: Kristina Spinler & Dorothea Mischler)





Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Simone (Mona)

    Klasse geschrieben! Super Teamarbeit!
    Ich bin nach dieser aufregenden, emotionalen Zeit so glücklich, das Dizel wieder zu Hause ist und das vor Silvester! Danke an alle! (Die Cam kommt nun regelmäßig zum Einsatz, man weiß ja nie ?)
    Liebe Grüße Mona

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