Einsatzbericht: Henry Schlaraffenland Komposthaufen
Einsatzzeit: 26.08. – 30.08.2020
Notfallberatung: Regina Schulius
Einsatzteam: Marco Knaup mit Suchhunden Akuru, Max, Axel Pellner mit Suchhund Sina, Tina Langwadt mit Suchhund Josie, Miriam Weiß mit Suchhund Barnie, Suchgruppenhelfer Nicole Nehlßen
Am 26.08.2020 erhielten wir den Hilferuf einer Nachbarin von Henry`s Besitzerin. Henry war am 24.08.2020 um 21.30 Uhr auf dem Abendspaziergang entlaufen.
Henry fand es nämlich total wichtig, einer Katze das Rennen beizubringen.
Es gab keine Möglichkeit, Henry zu halten und um einen Sturz zu vermeiden, ließ die Besitzerin die Leine los und Henry lief samt Geschirr und Leine weg.
Sämtliche Nachbarn wurden informiert und sollten die Augen offenhalten.
Als es am 26.08.2020 noch immer keine Sichtung gab, beschlossen die Besitzerin und die Nachbarin, professionelle Hilfe hinzuzuziehen und wandten sich an uns.
Unsere Notfallberaterin Regina Schulius übernahm den Fall.
Nachdem die Sofortmaßnahmen besprochen waren und Regina sich einen Überblick über die örtlichen Umstände gemacht hatte, war schnell klar, dass hier ein Einsatz von Suchhunden erforderlich war.
Vor allem, da Henry mit Geschirr und Leine entlaufen war und es keine Sichtungen gab. So lag die Vermutung nahe, dass sich Henry irgendwo mit dem Geschirr verfangen haben könnte. Die Besitzerin bestätigte diese Vermutung, da Henry nicht das erste Mal auf Tour war, bisher aber immer wieder von allein zurückgekommen ist.
So wurde umgehend eine Suche für Henry organisiert.
Alle Personen, die den zuvor gesicherten Geruchsartikel angefasst oder berührt haben könnten, wurden informiert und konnten am Startpunkt sein. Denn das ist für die Suchhunde sehr wichtig, damit sie diese Personen und ggf. mit im Haushalt lebende Tiere für die Suche ausschließen können.
An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an die Nachbarsfamilie, die ihre komplette Tagesordnung über den Haufen geworfen hat, um zu helfen.
Die Suche startete am 27.08.2020 am Entlaufeort.
Die Suchhunde arbeiteten sich zum nahegelegenen Friedhof, auf dem sie viel frischen Geruch von Henry ausmachen konnten. Ihrem Verhalten nach, schien er sich dort frei zu bewegen. Allerdings erkannten die Hundeführer, dass ein direkter Zugriff nicht möglich sein wird und nahmen ihre Hunde raus. Auch, um Henry nicht noch zu vertreiben. Denn hier war Henry zunächst sicher und dank eines riesigen Komposthaufens, der ständig mit frischen Lebensmittelabfällen aufgefüllt wurde, gut versorgt.
Ein regelrechtes El-Dorado für einen hungrigen Hund. Henry hatte auf dem Friedhof also alles, was er zum Überleben braucht: Ruhe, Futter und seine Freiheit ohne gefährlichen Straßenverkehr. Die Motivation, direkt wieder nach Hause zu laufen, war daher gering. Henrys Abenteuerlust war wohl noch nicht gestillt.
Am gleichen Abend gab es sogar noch eine vage Sichtung auf dem Friedhof.
Mit der Besitzerin und der Nachbarsfamilie wurden das Ergebnis der Suche und die daraus resultierende Vorgehensweise besprochen. Es sollten mehr Flyer verteilt werden, damit noch mehr Bürger von Henry erfahren und Sichtungen melden. Mit der Friedhofsverwaltung sollte abgeklärt werden, ob es möglich wäre, den Komposthaufen mit einer Wildkamera zu überwachen und, ob im Bedarfsfall die Lebendfalle aufgestellt werden darf.
Darüber hinaus wurde der Besitzerin erklärt, wie sie eine leckere Wurstwasserschleppe vom Friedhof zu ihrem Haus ziehen kann, um Henry einzuladen, wieder nach Hause zu kommen.
Nachdem Henry einige Tage lang nicht gesichtet wurde, entschieden wir uns in Abstimmung mit der Besitzerin, noch einen weiteren Suchhunde-Einsatz durchzuführen.
Startpunkt war dieses Mal ein Tor am Friedhof. Dieses wählten wir aus, da die vage Sichtungsmeldung, am Tag des ersten Einsatzes ebenfalls hier war. Zudem berichtete uns die Besitzerin, dass sie immer durch dieses Tor gegangen sei, um das Grab ihres verstorbenen Ehemannes zu besuchen. Henry war oft mit. Er kannte daher das Tor und die Örtlichkeit.
Noch während des Einsatzes kam dann die erlösende Meldung:
Henry konnte zwischenzeitlich von einem Herrn bei der Kirche aufgesammelt und bei einer Nachbarin der Besitzerin abgegeben werden. Aufgrund der verteilten Flyer wusste er, wo Henry hingehörte.
Leine und Geschirr hatte der Schlingel während seines mehrtägigen Ausflugs irgendwo und irgendwie verloren, erfreute sich aber bester Gesundheit.
Mit großer Wahrscheinlichkeit hatten die Suchhunde Henry durch ihre erneute Gegenwart gestört, weshalb er sich entschied, sein Abenteuer nun zu beenden und nach Hause zu laufen.
Es wurde empfohlen, Henry mit einem GPS-Tracker auszustatten, damit er leichter aufzuspüren ist, sollte er noch einmal seinem Ausbrecherdrang nachkommen und entlaufen.
(Bericht und Veröffentlichung: Regina Schulius, Dorothea Mischler)