Fidibus, der Überlebenskünstler

Einsatzbericht: Fidibus, der Überlebenskünstler

Einsatzzeit: 27.01.2021 – 13.03.2021

Notfallberatung: Nicole (Nici) Fey

Einsatzteam Lebendfalle: Nicole (Nici) Fey, Kristina Spinler

Am 25.01.2021, erreichte Nici die Nachricht von Katja Culbertson über einen Hund in Laave. Die Besonderheit hierbei war, dass, er bereits seit dem 14.07.2020 unterwegs war.
Aber erstmal zurück zur Geschichte des kleinen Mannes vor dem Kontakt mit Katja.

Fidibus ist ein kleiner Rüde aus Rumänien. Er ist ca. 8 Jahre alt, kastriert und gechippt.
Er kam am 13.07.2020 mitten in der Nacht mit einem Transport in Deutschland an und wurde mit einer Box ins Auto der Adoptanten verbracht. Er hat in der Nacht noch ein bisschen umdekoriert in seinem neuen Zuhause, vermutlich auf der Suche nach einem Fluchtweg. War doch alles fremd und ungewohnt für ihn.

Die Adoptanten stellten Fidibus mit der offenen Box in den Garten, aus dem er dann schließlich entwischen konnte. Sehr zeitnah, wurde von den Adoptanten beschlossen, dass Fidibus nicht der richtige Hund ist.
So ging er wieder in die Obhut der Organisation über.

Fidibus wurde von einer besorgten Anwohnerin angefüttert.
Leider stellte sich später heraus, dass es sich nicht um Fidibus, sondern um einen alten Fuchs gehandelt hat. So wurde jemand mit der Sicherung von Fidibus beauftragt.
In der aufgestellten Falle feierten jedoch nur die Waschbären ihre Party und der kleine Mann verschwand.

Ende September 2020 tauchte Fidibus wieder auf. Er hatte sich auf einem Bauernhof einquartiert.
Dieser war gute 20 km entfernt. Er teilte sich mit dem Hofhund das Futter und schlief auch teilweise dort. Fidibus blieb aber immer auf Abstand zum Menschen.
Als er bereits 14 Tage regelmäßig sein Wahlzuhause besuchte, erfuhren die Anwohner von seiner Situation und nahmen Kontakt auf.
Dort wurden sodann erneut Sicherungsversuche vorgenommen, die leider nicht zum Erfolg führten.
Zu der „Bauernhofzeit“ von Fidibus, stieß dann auch Simone Preuß hinzu, die vor Ort immer zur Stelle war.
Nachdem also auch dort keine Sicherung gelang, genoss Fidibus sein Leben und allem zum Trotz, wurde er ein wahrer Überlebenskünstler.
Weiterhin besuchte er regelmäßig „seinen“ Bauernhof. War auch mal so 2 – 3 Tage verschwunden, bevor er wieder mal zu Besuch kam.

Eine Sicherung durfte auf dem Bauernhof nicht mehr stattfinden, so war guter Rat teuer. Simone setzte sich mit Katja Culbertson in Verbindung und die dann wiederrum mit Nici.
So kamen dann also wir ins Spiel und übernahmen am 27.01.2021 den Fall Fidibus.

Nici telefonierte zunächst mit Simone Preuß und der Organisation, um sich ein Bild von der Gesamtsituation zu machen. Es kam auch zu einem Telefonat mit der unteren Jagdbehörde, deren bestreben es war, dass Fidibus von der Straße kommt und gesichert wird. Denn es häuften sich auch schon die Beschwerden über aufgerissene gelbe Säcke etc.
Nici erklärte, dass wir nun mit der Sicherung beauftragt seien und noch ein bisschen Zeit brauchen würden. Die Dame der unteren Jagdbehörde war nur zu gerne bereit, ein Gespräch mit den Jägern zu führen, die Fidibus schon alle gut kannten. Wir bekamen die Zeit, die wir und Fidibus brauchten.

Puh, was tun…..?

Eine Sicherung auf dem Bauernhof kam nicht mehr in Frage, so blieb also nur die Chance, Fidibus vorher mit einer Futterstelle abzufangen. Leider war auch das nicht ganz so einfach, denn wir wussten zu der Zeit noch nicht, wo er sich in der Zwischenzeit aufhielt oder von wo genau er kam. Erschwerend kam hinzu, dass der Bauernhof nicht eingezäunt war und auch der Hofhund sich frei bewegte.
So beschloss Nici dorthin zu fahren und mit dem Bauern zu sprechen. Ebenfalls wollte sie eine überwachte Futterstelle einrichten.

Der Bauer war sehr freundlich, führte Nici herum, zeigte Futter- und Schlafplatz von Fidibus. Ferner zeigte er Nici, aus welcher Richtung Fidibus öfter kam oder ging.
So konnte sie einen geeigneten Platz finden.

Im gegenüberliegenden Waldstück, schlief er hin und wieder und kam auch oft von dort.

„Na da wird sich doch ein geeigneter Platz finden lassen“.
Also entstand dort unsere erste überwachte Futterstelle für den kleinen Mann.
Der Plan war, dass Simone im Wechsel, die Futterstelle weiter betreut. Doch der liebe Bauer bot an, dies zu übernehmen. So fuhr Simone am anderen Tag dorthin, machte noch Wurstwasser und zog Schleppen. Dem Bauern wurde Futter zur Verfügung gestellt, damit er die Futterstelle weiter betreuen konnte.

Schon am darauffolgenden Tag, bekamen wir Bilder von Fidibus, der die Futterstelle mit Leidenschaft leerte. Leider jedoch, kam er in unregelmäßigen Abständen, mal alle 3 Tage, bis die Abstände immer länger wurden. Dies machte eine Sicherung schwierig.
Anhand seines Umfanges ? und seinen Abständen war ziemlich schnell klar, der Süße frisst sich noch woanders durch.

So beschloss Nici, gezielte Flyer zu erstellen, mit denen wir mögliche weitere Futterstellen aufdecken konnten.
Simone machte sich mit Nici´s Flyern auf den Weg und diese wurden verteilt.
Schon einen Tag später häuften sich die Sichtungen in Kaarßen, meist am Waldrand. Auch über die Untere Jagdbehörde kam der Hinweis auf Kaarßen.

Dann der alles entscheidende Anruf.
Eine Frau meldete sich und teilte Nici mit, dass Fidibus täglich, mehrfach bei ihr auf dem Hof sei. Er hat dort unter einem Anhänger ein schönes Bettchen aus Heu und Futter satt.
Da er also kaum noch in Laave war, beschlossen wir, umzuziehen. Nach anfänglicher Skepsis, bekamen wir die Erlaubnis unsere Kamera auf dem Hof in Kaarßen anzubringen. Siehe da, Fidibus kam regelmäßig und mehrfach am Tage und in der Nacht.

Nun war es an der Zeit, an eine Sicherung zu denken. Im Hinterkopf, die missglückten Sicherungsversuche unseres Vorgängers, überlegten wir zunächst, ob wir gleich unsere Gehegefalle (Bauzaun) aufstellen sollten.
Dann jedoch, aufgrund der Selbstsicherheit des Burschen, beschlossen wir, doch einfach mal die Falle auf dem Hof zu integrieren und zu sehen, was er damit anfängt.
So haben wir uns die Falle vom Stützpunkt Südheide-Hannover geliehen und Roland Witte hat diese transportiert und mit Nici gemeinsam aufgestellt.
Mit den „Chips für Hunde“ (Frolic) zog Nici eine Futterschleppe bis an die Falle und ein kl. Schälchen mit Frolic stand direkt am Eingang.

Jetzt wurde es spannend, wie würde er auf die Falle reagieren?

Unsere Kamera zeigte uns, Fridolin kam…lief vom Schlafplatz zur Falle…wieder zurück…und verspeiste die Spur aus Frolic.
Doch wirklich direkt an/in der Falle, sahen wir ihn auf keinem der Bilder.
Die Anwohnerin erzählte uns, die Schüssel war leer, also weiter rein…. aber uns fehlten die passenden Fotos.

Nachdem so die Tage ins Land gingen, entschied Nici sich, noch einmal hinzufahren und ihre LifeCam, die Reolink go, anzubringen.
Die Beste Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Denn dort konnten wir genau beobachten, dass ihm die Falle keinerlei Probleme bereitete. Er ging wie selbstverständlich rein, fraß und ging wieder raus.

So war die Zeit reif……

Nici und Kristina, fuhren am 13.03.2021 morgens hin. Bereiteten alles vor und verließen den Hof. In einer Parallelstraße warteten sie auf die ersten Bilder / Videos von Fidibus.
Während sie ihre Hunde kurz springen ließen und zurück am Auto noch überlegten, wo und wie sie sich über Tage noch selbst verpflegen konnten, kam der Herr und „zack“ war er in der Falle.

Wir waren sehr erleichtert, dass es am Ende doch so einfach war.
Nici und Kristina sicherten den, zunächst sehr unwilligen, kleinen Mann aus der Falle. Seine Not-Pflegestelle, die liebe Simone Preuß, war dann auch gleich zur Stelle um ihn mitzunehmen.

Wie immer am Schluss, ein herzliches Dankeschön, an Simone Preuß, die Fidibus nie aufgegeben hat.
Ebenso toll, die Organisation, die jeden Strohhalm ergriffen hat, um Fidibus heil zurück zu bekommen.
Klasse und ganz großes Kino, war auch das Verhalten der Unteren Jagdbehörde und der Jägerschaft, die uns nochmal den Rücken freigehalten haben.
Danke auch an den Bauern, der Fidibus versorgt hat und die erste Futterstelle regelmäßig betreut hat.
Ein ganz besonderer Dank gilt der Familie in Kaarßen, die sich so liebevoll um ihn kümmerte. Er ist ihnen so ans Herz gewachsen, dass der Abschied schon schwer viel.
Selbstverständlich war auch unser Team immer mit Herz und Seele dabei. Alle haben mitgefiebert und die Daumen gedrückt.
(Bericht & Veröffentlichung: Nicole Fey, Dorothea Mischler)

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