Jule’s langer Ausflug mit glücklichem Ende

Einsatzzeit: 09.08.2019 bis 22.09.2019 und 19.10.2019 bis 24.10.2019

Berater: Axel Pellner, Kristina Spinler

Einsatzteams: Martina Ageley mit Suchhund Bruno, Axel Pellner mit Suchhund Sina, Kerstin Otto mit Suchhund Feli, Dorothea Mischler mit Suchhund Nele, Britta Kinza mit Suchhund Bella, Kristina Spinler mit Suchhund Mila, SGH Gundula Petersen und Helferin Conny

Fallenbeauftragte: Kristina Spinler

Der Einsatz kam über unser K-9-Hotline und wurde von unserem Berater Axel am 09.08.2019 übernommen.

Die Besitzerin berichtete, dass ihre 12 jährige schwarzweiße, mittelgroße Mix-Hündin Jule 1 Tag, als am 08.08.2019 zuvor während eines Gewitters entlaufen sei.

Jule lebte erst seit kurzem im Haushalt mit 7 Hunden und 3 Katzen in ländlicher Umgebung bei Tarp. Sie wurde Axel als Angsthund beschrieben und war Einzelgänger in ihrem neuen Zuhause. Jule lebte zuvor 12 Jahre lang in einem Shelter in Rumänien.

Axel erklärte der Besitzerin, in welchem Umkreis sie Flyer aufhängen müssen. Auch erklärte er ihr wie sie sogenannte Heimwegschleppen, verstärkt mit Würstchenwasser legen sollte, um Jule einzuladen sich zu zeigen, und sie an einem Ort halten zu können. Leider blieben alle Maßnahmen ohne Erfolg.

Am 13.8.2019 entschlossen wir uns, Suchhunde einzusetzen. Bei der Vielzahl an Tieren, die im Haus lebten und die nicht zum Ausschließen am Start sein konnten, war die Sicherung eines geeigneten Geruchsartikels sehr schwierig. Die Suche nach Jule wurde von unseren Suchhunden Bruno und Sina gestartet. Beide Hunde arbeiteten fast identisch und ihre Suche endetet auf einem Feld.

Wir empfahlen, hier eine Futterstelle mit einer Kamera einzurichten, denn wir hatten die Vermutung, dass sich Jule in der Nähe aufhalten würde.

Jule blieb aber leider verschwunden.

Einige Zeit nach dieser ersten Suche erfuhren wir, dass sich die Besitzerin wohl in dem Entlaufe Datum geirrt hatte. Tatsächlich war Jule bereits am 31.07.2019 entlaufen.

Diese neue Information war zunächst ein Schock für uns, denn diese Information machte die Suche nach ihr keineswegs einfacher.

In den folgenden Wochen nach unserer ersten Suche wurde Jule oder ein Hund, der Jule sehr ähnlich sah mehrfach an ganz unterschiedlichen Orten zwischen Flensburg und Wester-Ohrstedt und dem Großraum Husum gesehen

Es war jedes Mal schwer zu sage, welche der Meldungen wirklich Jule zuzuordnen waren, denn die Beschreibung „mittelgroßer schwarzer Hund“ passte auf recht viele Hunde. Viele der berichteten Sichtungen haben wir in den folgenden Tagen und Wochen mit unseren Suchhunden überprüft. Einige Sichtungen konnten wir bestätigen, andere ausschließen.

Entsprechend der Sichtungsmeldungen wurde der Flyer-Bereich ständig angepasst. Auch versuchten wir am jeweils aktuellen Sichtungsort eine Futterstelle einzurichten. Doch Jule war mit ihrem Ausflug noch nicht am Ende und blieb nie lange genug an einem Ort. Futterstellen wurden von ihr konsequent gemieden und man hatte das Gefühl, dass sie diese aus ihrem Gebiet vertrieben. Sie war auf Wanderschaft und legte dabei beachtliche Strecken zurück.

Leider gestaltete sich die Zusammenarbeit für uns mit der Besitzerin im Laufe der Zeit zunehmend schwieriger. Viele Menschen wollten Helfen und gaben der Besitzerin Ratschläge. Diese waren aber leider nicht alle hilfreich und erschwerten uns unsere Arbeit. Die eingesetzten Suchhunde kamen langsam an ihre Kapazitätsgrenze und auch Axel wurde die Beratung nicht leicht gemacht., sodass wir uns schweren Herzens entschlossen, uns am 22.09.2019 erst einmal aus der aktiven Suche nach Jule rauszunehmen.

Der Kontakt zur Besitzerin riss aber nie ganz ab.

Am 19.10. wurde Jule noch in ihrem bekannten Gebiet gesehen und konnte sogar von einem Sichter gefilmt werden. Bereits 2 Tage später schlug Jule plötzlich eine völlig neue Richtung ein und wurde an der B77 Höhe Krummenort laufend gesehen.

Zusammen mit der Besitzerin wurde beschlossen, dass wir ihr nochmals bei der Sicherung von Jule helfen sollten. Unsere Beraterin Kristina hielt ab diesem Tag den Kontakt zur Besitzerin.

Am 23.10. gab es dann Sichtungen in Rendsburg in der Nähe vom Kanal. Sie lief dort im Gewerbegebiet umher und wurde immer wieder gesehen. Da sogar ihre Ohrmarke, die sie noch aus ihrer Zeit in Rumänien trug beschrieben wurde, konnten wir uns auch ganz sicher sein, dass es Jule war.

Schließlich hieß es, dass Jule auf einem ausbruchsicheren Gelände sei und die Mitarbeiter vorm Tor standen, damit sie dort nicht wieder herauskäme. Unsere Suchgruppenhelferin Gundula und die Besitzerin trafen sich vor Ort, aber Jule war uns mal wieder einen Schritt voraus und hatte ca. 20 Minuten vor dem Eintreffen der beiden ein Schlupfloch gefunden und konnte noch beim Weglaufen fotografiert werden. Wir wurden noch auf eine Futterstelle für Katzen in dem Gebiet aufmerksam gemacht und die Betreuerin erklärte sich sogleich bereit, dort eine Kamera aufzustellen, um zu schauen, ob Jule dort frisst.

Am Morgen vom 24.10. gingen die Sichtungen im gleichen Gebiet dann weiter. Sollte sich Jule dort wirklich noch aufhalten? Wir setzten alles auf eine Karte, besorgten uns die erforderlichen Genehmigungen und Kristina und Gundula stellten unsere Lebendfalle auf. Die beiden legten Wurstwasserschleppen zur Falle und Baldrianschleppen von der Falle weg. Baldrianschleppen, damit uns nicht die Katzen, die auf dem Gelände zuhause sind in die Falle gehen. Als die beiden gerade fertig waren, lief Jule ein paar Meter an ihnen vorbei. Wir entschieden uns entgegen der üblichen Vorgehensweise die Falle direkt scharf zu stellen. Das war gegen 18 Uhr. Es gab nur diesen einen versuch.

Gundula und Conny hielten in ihrem Wohnmobil nur wenige Meter vom Gelände entfern Wache, während alle anderen im Minutentakt auf ihr Handy schauten, ob es schon Neuigkeiten gäbe.

Später erfuhren wir, dass Jule um 21 Uhr an der Katzenfutterstelle war, Luftlinie 70 Meter von unser gut getarnten Lebendfalle entfernt. So ein Mist wir konnten nur hoffen, dass sie nicht satt geworden war und wiederkommen würde.

Um 21:37 Uhr bekamen wir dann das erste Bild und mussten 2x hingucken. Ein Hund spazierte schnurstracks in unsere Falle. Sollte das wirklich Jule sein? nach dieser langen Zeit?

Um 21:39 Uhr dann das nächste Bild. Die Falle war zu und der Hund wirklich in der Falle. Die Spannung stieg aber es war tatsächlich Jule. Gundula und Conny waren in sofort an der Falle und konnten Jule beruhigen. Kristina machte sich ebenfalls sofort auf den Weg und kam ein paar Minuten später dazu, schließlich war Jule fast bei Kristina zuhause – nur der Nord-Ostsee-Kanal trennte die beiden. Wir alle waren wirklich sprachlos und konnten nicht glauben, dass dieser Spuk nach 3 Monaten nun endlich zu Ende sein sollte.

Jule hatte zwar ordentlich abgenommen, aber ansonsten ging es ihr gut und so konnten Kristina, Gundula und Conny Jule gemeinsam mit der Besitzerin problemlos und stressfrei von der Lebendfalle ins Auto umladen.

Die Freude und die Erleichterung war bei allen Beteiligten sehr groß.

Jule war endlich am Ziel ihrer Wanderung angekommen.

Dieser Einsatzbericht wird mit den abschließenden Worten von Kristina beendet:

„Mein großer Dank geht an Gundula und Conny, die sich sofort bereit erklärten bei der Falle zu wachen. Ohne Euch, hätte diese schnelle Sicherung nicht realisiert werden können. Außerdem bedanke ich mich bei Cordula, die niemals aufgegeben hat und alle ehrenamtlichen Helfer, die ebenfalls alles gegeben haben, damit Jule endlich wieder nach Hause kommt.“ (Einsatzbericht von Axel und Kristina)